"Altes" Rathaus heißt es eigentlich nur umgangssprachlich bei den Bad Salzufler Bürgern, weil es seit Mai 1977 ein "neues" und richtig großes Rathaus an der Grenze zwischen Bad Salzuflen und dem Ortsteil Schötmar gibt. Offiziell ist es das "historische" Rathaus der Stadt. Irgendwann wurde es für die immer umfangreicheren Verwaltungsvorgänge, die sich nicht zuletzt aus der Eingemeindung von mehreren umliegenden Dörfern ergaben, viel zu klein. So wurde es nach dem Rathausneubau 1977 zunächst stillgelegt und liebevoll von innen und außen restauriert, um dann ab 1982 als Sitz des Standesamtes wieder zu Ehren zu kommen. Der Trausaal im historischen Rathaus ist einer der drei ganz besonderen Orte, an denen sich Paare in Bad Salzuflen das Jawort geben können. Schloss Stietencron mit dem Rokokosaal und das älteste Haus Schötmars aus dem Jahr 1588 sind die beiden anderen stilvollen Stätten für eine standesamtliche Trauung.
Das historische Rathaus wurde zwischen 1545 und 1547 erbaut. Die Frage, wer Baumeister des schmucken Bauwerks war, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden und muss daher auch an dieser Stelle unbeantwortet bleiben. Das Gebäude in gotischer Bauweise wird gekrönt von einem prachtvollen Renaissancegiebel (Staffelgiebel) aus den 1580er Jahren. In der Giebelmitte prangt das Stadtwappen, rechts und links über dem Eingang lippische Rose und Stern. Alle drei Wappensteine wurden jedoch noch nicht beim Bau, sondern erst später dort eingefügt. Zum spitzbogigen Hauptportal gelangt man über eine große Freitreppe, die in der heutigen Form nach Plänen des Salinendirektors Gödecke um 1859/60 angebaut wurde. Die Treppe ist äußerst beliebtes Motiv für alle Brautleute, um nach der Trauung ihr Erinnerungsfoto an den "schönsten Tag im Leben" zu machen.
Doch zunächst wurde das Rathaus für Verwaltung, Repräsentation und die Aufbewahrung von allerlei "Stadtrat" wie Fahnen, Handfeuerwaffen oder Feuerlöschgeräten genutzt. Auch die Steuerabgaben, das "Zehntkorn", wurden hier untergebracht. Außerdem gab es Lagerräume für das Leinen, das im Ort hergestellt wurde und hier auf seinen Weitertransport wartete. Die Gerichtsverhandlungen und Ratssitzungen, die früher unter der Gerichtslinde auf dem Hallenbrink stattfanden, wurden natürlich auch in das Rathaus verlegt. Schon damals gab es im Erdgeschoß drei Ratskeller-Wirtschaften, heute ist es ein einziges, großes Restaurant.
Das historische Rathaus liegt "Am Markt" mitten in der Innenstadt, gleich neben dem Salzhof. Es ist auch wichtiger Bestandteil und teilweise Ausgangspunkt für die Stadtführungen, etwa für die Fackelführungen in der dunkleren Jahreszeit. Dem Rathaus direkt gegenüber stehen die beiden "Bürgermeisterhäuser", die im Baustil der Weserrenaissance errichtet wurden und mit dem "wilden Paar" und den Gesimsobelisken ebenfalls über beeindruckende Giebel verfügen.